
Die neue Grundsteuer-Berechnung steht vor der Tür, doch herrscht weiterhin große Ungewissheit. Der Eigentümerverband Haus und Grund kritisiert, dass rund 90 Prozent der Immobilienbesitzer noch im Dunkeln tappen, was ihre künftige Steuerlast angeht. Verbandspräsident Kai Warnecke bezeichnet dies als “echtes Staatsversagen”, angesichts der langen Vorbereitungszeit von fast sechs Jahren. Die Reform könnte für viele Haushalte erhebliche finanzielle Konsequenzen haben. Warnecke warnt vor möglichen Zusatzbelastungen von über 1000 Euro jährlich, insbesondere da klamme Kommunen die Gelegenheit zur Aufbesserung ihrer Kassen nutzen könnten. Für Kommunen stellt die Grundsteuer eine zentrale Einnahmequelle dar. Ihre Höhe variiert stark je nach Lage, da der kommunale Hebesatz maßgeblich ist. Identisch bewertete Immobilien können so in unterschiedlichen Gemeinden Grundsteuern zwischen 100 und 1000 Euro jährlich nach sich ziehen.
Die deutsche Immobilienbranche sieht sich mit hohen Kosten und strengen Regulierungen konfrontiert, die das Bauen teuer machen. Rolf Buch, CEO von Vonovia, und Peter Hübner, Präsident des Verbands der Bauindustrie, kritisieren die Überregulierung und fordern eine Vereinfachung der Bauvorschriften. Beispiele für übermäßige Regulierungen sind Vorgaben für Spielplätze, Schallschutz und Autostellplätze, die zu unnötig hohen Kosten führen. Die Bundesbauministerin Klara Geywitz schlägt vor, durch industrielle Vorfertigung von Bauteilen die Produktivität zu steigern. Eine Reform des Baugesetzbuchs, die eine Vereinfachung der Bebauungspläne und eine Beschleunigung der Bauprozesse vorsieht, wird im Bundestag diskutiert. Diese Entbürokratisierung könnte die Baukosten senken und die Erholung der Branche unterstützen, was auch den Aktienkursen von Unternehmen wie Vonovia und TAG Immobilien zugutekommen könnte.
Das Berliner Start-up Mietz, bekannt als das ‘Tinder für Wohnungen’, hat kürzlich eine bedeutende Finanzierungsrunde abgeschlossen und plant nun, sein Geschäftsmodell auf weitere deutsche Städte auszuweiten. Seit seiner Gründung im Jahr 2021 hat Mietz das Ziel, die Wohnungssuche zu vereinfachen, indem es eine Plattform bietet, die Mieter und Wohnungsunternehmen effizient zusammenbringt. Mit der neuen Finanzierung von über einer Million Euro strebt Mietz an, sein Angebot zu erweitern und mehr Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Dieser Schritt könnte die Dynamik auf dem Wohnungsmarkt in den betroffenen Städten erheblich beeinflussen und bietet sowohl für Mieter als auch für Immobilienunternehmen neue Möglichkeiten.
Nach einem vorübergehenden Einbruch aufgrund des Zinsschocks zeigt der deutsche Immobilienmarkt wieder positive Entwicklungen. Die Investitionsvolumina in Gewerbeimmobilien und große Wohnportfolios sind in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Laut BNP Paribas Real Estate erreichte der Umsatz mit gewerblichen Immobilien bis Ende September etwa 17,9 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 15% entspricht. Wohnimmobilien verzeichneten sogar ein Wachstum von fast 50% mit einem Volumen von rund 5,9 Milliarden Euro. Experten wie Marcus Zorn von BNP und Marcus Lemli von Savills bestätigen die Erholung des Marktes und erwarten eine weitere Zunahme der Investitionen, begünstigt durch die jüngsten Zinssenkungen der EZB und der Fed. Diese Entwicklung könnte zu einer weiteren Annäherung der Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern führen und die Transaktionsaktivitäten im Immobilienmarkt beleben.
Die Immobilienbranche zeigt sich auf der Expo Real 2024 weiterhin verhalten. Trotz der schlechten Stimmung gibt es Anzeichen für eine mittelfristige Besserung. Die Preiserwartungen beginnen sich zu drehen, was auf eine mögliche Erholung hindeutet. Die Erinnerungen an bessere Zeiten sind jedoch verblasst, und die Branche muss sich auf weiterhin herausfordernde Zeiten einstellen. Die Expo Real bleibt ein wichtiger Treffpunkt, auch wenn die Zahl der Aussteller gesunken ist und die Branche insgesamt eine Leitmesse vermisst.