
Der Kreditversicherer Allianz Trade prognostiziert für das Jahr 2024 einen Anstieg der Insolvenzen in Deutschland um 21 Prozent auf etwa 21.500 Fälle. Dieser Anstieg folgt einem bereits verzeichneten Zuwachs von 22 Prozent im Vorjahr. Besonders betroffen sind das Baugewerbe und der Einzelhandel, wobei Großinsolvenzen von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 50 Millionen Euro eine signifikante Rolle spielen. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 40 solcher Großinsolvenzen registriert, was einem Anstieg von über einem Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Diese Insolvenzen haben oft weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette und können zu einem Dominoeffekt führen. Der kumulierte Umsatz der großen Pleiten belief sich in den ersten sechs Monaten auf 11,6 Milliarden Euro. Für 2025 wird ein moderater Anstieg der Insolvenzfälle um weitere zwei Prozent erwartet.
Die Inflationsrate in Deutschland hat im August 2024 den niedrigsten Stand seit drei Jahren erreicht und liegt nun bei 1,9 Prozent, unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese Entwicklung könnte der EZB Raum für mögliche Zinssenkungen bieten. Der Rückgang der Inflation wurde hauptsächlich durch einen deutlichen Rückgang der Energiepreise um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angetrieben. Trotz des allgemeinen Rückgangs der Inflation gibt es jedoch weiterhin Bereiche mit steigenden Preisen, insbesondere bei Restaurantdienstleistungen und Versicherungen, die weiterhin finanzielle Belastungen für Verbraucher darstellen.
Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) warnt vor den negativen Auswirkungen eines bundesweiten Mietendeckels nach Berliner Modell. Die Untersuchung zeigt, dass die Einführung eines solchen Mietendeckels, der bereits in 477 Gemeinden in Form einer Mietpreisbremse existiert, zu einem drastischen Rückgang der inserierten Wohnungen führen könnte. Konkret würde die Zahl der neu inserierten Wohnungen von 280.000 auf etwa 108.000 innerhalb eines Jahres sinken, was einem Rückgang von über 60 Prozent entspricht. Dies würde die Suche nach Mietwohnungen erheblich erschweren. In Berlin führte der Mietendeckel zu einem schnellen Sinken der Mieten um bis zu 11 Prozent, jedoch halbierte sich gleichzeitig die Zahl der inserierten Wohnungen. Zudem wurde weniger in den Wohnungsbestand investiert. Der IW-Experte Michael Voigtländer empfiehlt statt Mietpreisregulierungen den Wohnungsbau zu fördern, das Umland attraktiver zu gestalten und sozialpolitische Maßnahmen zu verbessern.
Aufgrund der stark gestiegenen Zinsen seit Sommer 2022, die erst kürzlich leicht gesenkt wurden, haben viele deutsche Banken ihre Beteiligung an der Finanzierung von Immobilien-Projektentwicklungen reduziert oder eingestellt. Eine Studie der International Real Estate Business School zeigt, dass große Kreditgeber wie LBBW und BayernLB ihre durchschnittlichen LTVs für Entwicklungen gesenkt haben, was zu einem Rückgang des Finanzierungsvolumens von 7,7 Milliarden Euro in 2022 auf 4,2 Milliarden Euro im letzten Jahr führte. Dieser Rückzug hat zu einer erheblichen Anzahl von Insolvenzen unter Projektentwicklern geführt, und die Aussichten für das laufende Jahr sind nicht optimistisch, da die meisten Banken ein negatives oder stagnierendes Neugeschäftswachstum bei Immobilienkrediten erwarten.
Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die der WELT exklusiv vorliegt, beleuchtet die negativen Auswirkungen strenger Mietpreisregelungen auf den Wohnungsmarkt in deutschen Großstädten. Die Studie zeigt, dass solche Regulierungen, einschließlich eines möglichen bundesweiten Mietendeckels, nicht nur die Wohnungssuche erschweren, sondern auch potenziell negative Effekte auf den Klimaschutz haben können. Die Forschung argumentiert, dass durch die Begrenzung der Mietpreise weniger Anreize für den Bau von energieeffizienten Wohnungen bestehen, da die Rentabilität für Investoren sinkt. Dies könnte langfristig zu einer Verschärfung des Wohnungsmangels führen und die Bemühungen um eine nachhaltige Stadtentwicklung untergraben.
Das Bundeskabinett hat eine Reform des Baugesetzbuches (BauGB) eingeleitet, die darauf abzielt, Bauvorhaben zu beschleunigen und zu vereinfachen. Die Neuerung sieht vor, dass das Aufstellen von Bebauungsplänen künftig maximal zwölf Monate in Anspruch nehmen soll. Besonders im Fokus stehen dabei der Bau von Geothermie- und Windenergieanlagen, die durch die Novelle schneller realisiert werden sollen. Trotz dieser positiven Ansätze kritisiert die Bau- und Wohnungswirtschaft den Entwurf als unzureichend. Die Reform wurde von Maike Wiegels und Sandra Kirchner berichtet und ist Teil der Bemühungen der Regierung, die Genehmigungsverfahren im Bauwesen effizienter zu gestalten.