
Bundesbauministerin Klara Geywitz kündigte auf ihrer Sommertour an, dass das neue KfW-Förderprogramm ‘Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment’ (KNN) im Oktober dieses Jahres starten wird. Das Programm zielt darauf ab, den Bau von bezahlbaren und klimafreundlichen Wohnungen zu fördern, insbesondere für Menschen, die sich keine hohen Mieten leisten können, aber auch nicht für geförderte Wohnungen qualifizieren. Die Förderung ist Teil einer breiteren Initiative, um den Wohnungsbau in Deutschland anzukurbeln und umfasst zinsverbilligte Kredite für Neubauten im unteren und mittleren Preissegment. Trotz der Freigabe von 350 Millionen Euro aus einem Gesamtbudget von 2 Milliarden Euro bis 2025, sind die genauen Details der Fördersumme noch unklar. Geywitz betonte auch die Notwendigkeit, Bauregulierungen zu verschlanken und die Rahmenbedingungen für serielles Bauen zu verbessern.
Megatrends wie Demografie, Urbanisierung, Digitalisierung und Klimawandel formen die Zukunft des Immobilienmarktes. Der demografische Wandel führt zu einer alternden Gesellschaft, die spezielle Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser benötigt, um den Mangel an Pflegekräften zu kompensieren. Urbanisierung verursacht Wachstum in Städten, was zu höheren Mieten und einem Mangel an Bauflächen führt. Die Digitalisierung ermöglicht effizientere städtische Infrastrukturen und personalisierte Dienstleistungen durch Big Data. Der Klimawandel zwingt zu umweltfreundlicheren Bauweisen, wie Null-Energie-Gebäuden. Diese Trends beeinflussen sich gegenseitig und führen zu multifunktionalen Gebäuden, die Wohnen, Arbeiten und Freizeit integrieren.
Die Zinswende vor zwei Jahren hat den Immobilienmarkt stark gebremst, was zu Unsicherheiten führte. Trotz gelegentlicher Anzeichen einer Stabilisierung, wie von der Helaba berichtet, bleibt die Lage angespannt. Iris Schöberl, Präsidentin des ZIA, erklärt im Interview, dass Zinssenkungen in der Eurozone unwahrscheinlich sind, was die Immobilienfinanzierung weiter erschwert. Banken agieren restriktiv und prüfen Einzelfälle gründlicher, was zu variablen Kreditkonditionen führt. Im Bereich der Büroflächennachfrage sieht Schöberl eher wirtschaftliche Gründe für Rückgänge als den Einfluss des Homeoffice.
Die Bauwirtschaft erlebt einen signifikanten Trend hin zu nachhaltigen Bauprozessen und Materialien. Theodor Kaczmarczyk, Geschäftsführer von MOD21, berichtet von einem starken Anstieg der Nachfrage nach nachhaltigen Produkten. MOD21 hat bereits mehrere Modulbauprojekte erfolgreich umgesetzt und plant weitere, darunter Schulen und Gemeinschaftsunterkünfte. Die Verwendung von Holz und anderen nachhaltigen Materialien trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern verbessert auch das Wohnklima und die Energieeffizienz. Zudem setzt MOD21 auf Recycling und die Nutzung erneuerbarer Energien. Die Digitalisierung, insbesondere durch Building Information Modeling (BIM), unterstützt zusätzlich die Nachhaltigkeit im Bauwesen, indem sie Planungssicherheit und Ressourceneffizienz erhöht.
In Mecklenburg-Vorpommern erlebt der Tiefbau dank Aufträgen aus Wirtschaft und öffentlicher Hand einen Aufschwung, während der Wohnungsbau weiterhin Probleme hat. Der Hauptgeschäftsführer des Landesbauverbandes, Jörn-Christoph Jansen, berichtet von einer starken Nachfrage im Bereich der Straßensanierung und Kabelverlegung, die den Baufirmen viel Arbeit beschert. Im Gegensatz dazu sind die Aufträge im Hoch- und Wohnungsbau rückläufig. Die Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser sind im ersten Halbjahr um 50% gesunken. Trotz eines Umsatzanstiegs im Baugewerbe, der hauptsächlich auf höhere Baupreise und Löhne zurückzuführen ist, bleibt der Wohnungsbau der schwächste Sektor. Es gibt jedoch Hoffnung, da die Auftragseingänge insgesamt gestiegen sind, was auf eine mögliche Erholung in allen Bausektoren hindeutet.