Über 25.000 Unternehmen sind auf JACASA gelistet.

Haus vererben: So sichern Sie das Erbe Ihrer Kinder

Zeyni Feller Online Redakteurin
30. Okt 2024 / 27 Min. Lesezeit

Ein Haus zu vererben bedeutet mehr als nur die Übertragung von Eigentum – es geht um jahrzehntelange Arbeit und persönliche Erinnerungen. Die Weitergabe dieser Immobilie sollte daher gut durchdacht sein – nicht nur aus steuerlicher und rechtlicher Sicht, sondern auch mit Blick auf den Familienfrieden.

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Übertragung an die Kinder? Wie lässt sich der überlebende Ehepartner optimal absichern? Und welche Rolle spielen Nießbrauchrecht und andere Vorbehalte? Dieser Ratgeber hilft Ihnen, die richtigen Entscheidungen für Ihre Familie zu treffen.

Haus vererben oder verschenken: Ihre Optionen im Überblick

Die Entscheidung, wie Sie Ihr Haus an die nächste Generation weitergeben möchten, gehört zu den wichtigsten vermögensrechtlichen Weichenstellungen Ihres Lebens. Dabei stehen Ihnen grundsätzlich zwei Wege zur Verfügung: die Vererbung per Testament oder die Schenkung zu Lebzeiten. Beide Optionen haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile, die sorgfältig abgewogen werden sollten.

Vor- und Nachteile des Vererbens

Das klassische Vererben per Testament bietet Ihnen als Immobilieneigentümer einige wesentliche Vorteile. Der wichtigste Aspekt ist dabei die lebenslange Flexibilität bei der Gestaltung Ihres Nachlasses. Sie können Ihre Entscheidungen jederzeit an veränderte familiäre oder finanzielle Umstände anpassen, ohne an frühere Festlegungen gebunden zu sein.

Bis zum Lebensende behalten Sie die volle Kontrolle über Ihr Eigentum und können frei über Vermietung, Verkauf oder Umbau entscheiden. Ein weiterer Pluspunkt: Die Freibeträge für mögliche Schenkungen zu Lebzeiten bleiben unangetastet und stehen Ihnen für andere Vermögensübertragungen zur Verfügung.

Eine Person hält zwei Holzwürfel in die Kamera, auf einem ist ein grüner Haken, auf dem anderen ein rotes Kreuz.

Allerdings sollten Sie auch die Nachteile des Vererbens kennen und sorgfältig abwägen. Die Erbschaftssteuer fällt in der Regel höher aus, da die Freibeträge nur einmal genutzt werden können. Außerdem kann die Nachlassabwicklung für Ihre Erben zeit- und kostenintensiv werden.

Hinzu kommen die Streitpotenziale: Bei mehreren Erben entsteht automatisch eine Erbengemeinschaft. Hier haben Sie keine Möglichkeit mehr, entstehende Konflikte zwischen den Erben selbst zu klären. Außerdem können übergangene Erben Pflichtansprüche geltend machen.

Vorteile:

  • Lebenslange Flexibilität bei Nachlassgestaltung
  • Volle Kontrolle über Eigentum bis zum Tod
  • Schenkungsfreibeträge bleiben verfügbar

Nachteile:

  • Höhere Steuerbelastung
  • Keine aktive Konfliktvermeidung möglich
  • Aufwändige Nachlassabwicklung

Das Vererben Ihres Hauses empfiehlt sich besonders dann, wenn Sie die vollständige Handlungsfreiheit bis zum Schluss bewahren möchten oder noch Unsicherheiten bezüglich der späteren Vermögensverteilung haben.

Hinweis

Sie planen Ihr Haus zu vererben und möchten den aktuellen Wert kennen? Mit der kostenlosen Online-Bewertung von Jacasa können Sie den Wert Ihrer Immobilie schnell und unverbindlich ermitteln.

Hier zur kostenlosen Immobilienbewertung

Steuerliche Aspekte im Vergleich

Die Entscheidung zwischen Vererbung und Schenkung hat erhebliche steuerliche Auswirkungen. Während bei der Erbschaft die Freibeträge nur einmalig zur Verfügung stehen, können Sie diese bei der Schenkung alle zehn Jahre neu nutzen. Die Höhe der Freibeträge ist dabei in beiden Fällen identisch:

  • Kinder: je 400.000 € pro Elternteil
  • Enkelkinder: je 200.000 € pro Großelternteil
  • Ehepartner: 500.000 €
Eine Grafik von JACASA zu den Freibeträgen bei der Erbschaftssteuer.

Beispiel: Erbschaftssteuer vs. Schenkungssteuer

Bei einer Immobilie im Wert von 800.000 € würde bei der Vererbung an ein Kind der Freibetrag von 400.000 € einmal greifen – die restlichen 400.000 € wären zu versteuern. Bei einer geschickten Schenkungsstrategie könnte dieselbe Immobilie durch Nutzung der 10-Jahres-Frist praktisch steuerfrei übertragen werden.

In einem späteren Kapitel dieses Ratgeberartikels gehen wir im Detail auf die Erbschaftssteuer bei der Vererbung eines Hauses ein. Wenn Sie im Allgemeinen mehr dazu erfahren möchten, lesen Sie gerne unseren eigenen Ratgeberartikel zur Erbschaftssteuer. Außerdem haben wir für Sie einen Ratgeberartikel zur Schenkungssteuer.

Die optimale Strategie zur Übertragung an Kinder

“Gerecht” bedeutet nicht immer “gleich” – gerade wenn Sie Ihr Haus an mehrere Kinder weitergeben möchten. Dieses Kapitel zeigt Ihnen, wie Sie eine faire Verteilungsstrategie entwickeln, die sowohl die individuellen Bedürfnisse Ihrer Kinder als auch den Familienfrieden berücksichtigt.

Unterschiedliche Herausforderungen je nach Kinderzahl

Bei der Vererbung Ihrer Immobilie spielt die Anzahl Ihrer Kinder eine entscheidende Rolle. Haben Sie ein Einzelkind, gestaltet sich der Prozess meist überschaubar. Sie können sich ganz auf die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten Ihres Kindes konzentrieren und die Übertragung entsprechend gestalten.

Deutlich komplexer wird die Situation bei mehreren Kindern. Hier ist eine frühzeitige, offene Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg. Laden Sie Ihre Kinder zu einem Familiengespräch ein und erläutern Sie Ihre Überlegungen. Oftmals haben Ihre Kinder selbst wertvolle Ideen zur Gestaltung der Übertragung.

Faire Aufteilung statt mathematischer Gleichheit

Auf einem Kuchenmesser liegt ein Kuchenstück, daneben ist der angeschnittene Kuchen zu sehen.

Eine gerechte Verteilung bedeutet nicht automatisch, dass jedes Kind den exakt gleichen Anteil erhält. Die Erfahrung aus der notariellen Praxis zeigt, dass es häufig sinnvoller ist, die Immobilie komplett einem Kind zu übertragen und die Geschwister auf andere Weise zu entschädigen. Diese Lösung berücksichtigt die individuellen Lebensumstände und vermeidet komplizierte Erbengemeinschaften, die oft zu Konflikten führen können.

Wir haben Ihnen einige Fragen aufgelistet, die Sie sich bei Ihrer Entscheidungsfindung stellen sollten:

  • Wie ist die wirtschaftliche Situation Ihrer Kinder?
  • Wer hat bisher die größere finanzielle Unterstützung erhalten?
  • Wer kann und möchte die Immobilie tatsächlich nutzen?
  • Wer hat Sie in der Vergangenheit besonders unterstützt?

Ausgleichszahlungen richtig gestalten

Wenn ein Kind die Immobilie erhält, sind Ausgleichszahlungen an die Geschwister üblich. Diese können auf verschiedene Weise gestaltet werden. Sie können eine Einmalzahlung zum Zeitpunkt der Übertragung oder eine Ratenzahlung über einen vereinbarten Zeitraum vornehmen. Alternativ können Sie auch das Haus mit anderen Vermögenswerten verrechnen, oder dem Kind, welches das Haus erhalten soll, zur Übernahme Ihrer Pflegekosten verpflichten.

Beispiel für eine faire Verteilung

Familie Müller steht vor der Aufgabe, ihr Haus (Wert: 600.000 €) an ihre drei Kinder zu übertragen:

Die Ausgangssituation:

  • Sohn Ben: Lebt in der Nähe, kümmert sich um die Eltern, mittleres Einkommen
  • Tochter Anna: Lebt im Ausland, gut verdienende Managerin
  • Tochter Clara: Wohnt 200 km entfernt, selbstständig mit schwankendem Einkommen

Die Lösung:

  • Ben erhält das Haus (Wert: 600.000 €)
  • Er zahlt Anna und Clara je 150.000 € als Ausgleich
  • Die Ausgleichszahlung erfolgt in Raten über 10 Jahre
  • Ben übernimmt zusätzlich die spätere Pflege der Eltern
  • Anna & Clara erhalten sofort ein Wertpapierdepot (je 50.000 €)

Eine Frau schiebt auf einer Wiese einen Rollstuhl an, in dem eine Seniorin sitzt, die Sonne scheint.

Haben einzelne Kinder Sie bereits gepflegt oder planen dies für die Zukunft, sollte dies bei der Verteilung berücksichtigt werden. Eine höhere Zuwendung an pflegende Kinder ist rechtlich und moralisch absolut vertretbar. Sprechen Sie auch darüber offen in der Familie und legen Sie fest, wie künftige Pflegeleistungen in die Gesamtregelung einbezogen werden sollen.

Unabhängig davon wie Sie sich entscheiden, sollten Sie alle Vereinbarungen schriftlich dokumentieren – und sich dabei notariell beraten lassen. So verhindern Sie spätere Missverständnisse und schaffen von Anfang an Rechtssicherheit für alle Beteiligten.

Rechtliche Grundlagen beim Haus vererben

Die rechtlichen Rahmenbedingungen beim Vererben einer Immobilie sind komplex und bedürfen sorgfältiger Beachtung. Ein Fehler in der Gestaltung kann für Sie oder Ihre Erben erhebliche finanzielle und familiäre Folgen haben.

Die gesetzliche Erbfolge und ihre Tücken

Ohne Testament greift automatisch die gesetzliche Erbfolge. Diese folgt einem starren System:

  • Erben 1. Ordnung sind Ihre Kinder und deren Nachkommen
  • Erben 2. Ordnung sind Ihre Eltern und deren weitere Nachkommen
  • Ihr Ehepartner hat ein gesetzlich festgelegtes Sondererbrecht

Ein typisches Praxisbeispiel verdeutlicht die Problematik: Bei einem Ehepaar mit zwei Kindern erbt der überlebende Partner die Hälfte des Hauses, die andere Hälfte teilen sich die Kinder. Es entsteht eine Erbengemeinschaft – oft gegen den eigentlichen Willen der Beteiligten. Solche Konstellationen bergen erhebliches Konfliktpotenzial.

Ein Instagram-Beitrag von @immoportal zum Thema, was eine Erbengemeinschaft ist.

Gestaltungsmöglichkeiten durch Testament oder Erbvertrag

Um die gesetzliche Erbfolge zu umgehen, stehen Ihnen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Jedes hat spezifische Vor- und Nachteile:

Ein handschriftliches Testament können Sie kostengünstig erstellen und jederzeit anpassen. Allerdings birgt diese Form erhebliche Risiken: Formfehler können das Testament ungültig machen, zudem besteht die Gefahr von Verlust oder Manipulation.

Das notarielle Testament hingegen bietet maximale Rechtssicherheit. Sie profitieren von fachkundiger Beratung bei der Erstellung und einer sicheren Aufbewahrung im Notariat. Die entstehenden Kosten sind in Relation zum Immobilienwert und der gewonnenen Sicherheit durchaus moderat.

Der Erbvertrag als dritte Option bindet alle Beteiligten rechtlich und schafft dadurch hohe Planungssicherheit. Allerdings lässt er sich im Nachhinein nur schwer ändern. Diese Form eignet sich besonders bei komplexen Familiensituationen, wo verbindliche Regelungen gewünscht sind.

FormVorteileNachteile
Handschriftliches TestamentKostengünstig und flexibel änderbarHohes Risiko durch Formfehler und möglichen Verlust
Notarielles TestamentRechtssicher mit Beratung und sicherer VerwahrungModerate Kosten für Beurkundung
ErbvertragVerbindliche Regelung mit hoher PlanungssicherheitKaum Änderungsmöglichkeiten nach Abschluss
Auf einem Deckblatt eines Dokuments steht "Last Will and Testament" großgeschrieben.

Die Erfahrung zeigt: Gerade bei Immobilien ist das notarielle Testament oft die beste Wahl. Es verbindet rechtliche Sicherheit mit angemessener Flexibilität. Die Kosten für die notarielle Beurkundung sind im Vergleich zum Immobilienwert und dem gewonnenen Schutz überschaubar.

Wir empfehlen Ihnen nachdrücklich, dass Sie sich professionelle Beratung durch einen Fachanwalt oder Notar einholen. Dieser kann Ihre individuelle Situation richtig einschätzen und Ihnen dabei helfen, die Vererbung bestmöglich und rechtssicher zu gestalten.

Notarielle Absicherung und Kosten

Die Einbindung eines Notars ist in vielen Fällen der Immobilienübertragung gesetzlich vorgeschrieben. Zwingend notariell zu beurkunden sind:

  • Alle Schenkungen von Immobilien zu Lebzeiten
  • Sämtliche Änderungen im Grundbuch
  • Die Einräumung von Nießbrauchrechten
  • Bestellungen von Grundschulden oder Hypotheken

Der Notar stellt dabei nicht nur die rechtliche Wirksamkeit sicher, sondern berät Sie auch zu den steuerlichen und rechtlichen Folgen Ihrer Entscheidungen.

Mit welchen Kosten müssen Sie rechnen?

Die Höhe der Notarkosten richtet sich nach dem aktuellen Verkehrswert Ihrer Immobilie. Als Faustregel können Sie sich merken: Ein Testament kostet etwa 1 % des Immobilienwertes, ein Schenkungsvertrag etwa 1,5 bis 2 %. Grundbuchänderungen hingegen verursachen weitere Kosten.

Beispielrechnung für ein Haus im Wert von 400.000 €:

Testament:
– Grundkosten: etwa 4.000 € (1 %)
– Inklusive rechtlicher Beratung und sicherer Verwahrung

Schenkungsvertrag:
– Grundkosten: 6.000 bis 8.000 € (1,5-2 %)
– Plus Grundbucheintrag: etwa 1.000 €
– Plus eventuelle Sonderregelungen (z.B. Nießbrauch)

Auch wenn diese Beträge zunächst hoch erscheinen mögen: Die notarielle Absicherung ist eine sinnvolle Investition. Sie erhalten rechtssichere Dokumente und umfassende Beratung zu allen relevanten Aspekten der Übertragung.

Vier Arme von Menschen in Hemd und Jackett, sie halten Dollarscheine hoch.

Haus vererben und Steuern sparen

Das Erbschaftsteuergesetz regelt in § 16 ErbStG die persönlichen Freibeträge bei der Vermögensübertragung. Je nach Verwandtschaftsgrad können folgende Beträge steuerfrei übertragen werden:

VerwandtschaftsgradFreibetragSteuerklasse
Eingetragene Ehe- oder Lebenspartner500.000 €I
Kinder, Stiefkinder & Enkelkinder verstorbener Eltern400.000 €I
Enkelkinder200.000 €I
Urenkel, Großeltern und Eltern100.000 €I
Geschwister, Neffen, Nichten, Stiefeltern, Schwiegerkinder, Schwiegereltern, geschiedene Partner20.000 €II
Sonstige Personen20.000 €III

Diese Freibeträge gelten sowohl für Erbschaften als auch für Schenkungen zu Lebzeiten. Alle Freibeträge gelten pro Erwerber und können bei Schenkungen alle 10 Jahre neu genutzt werden – auch als “Zehn-Jahres-Regel” bekannt.

Die Zehn-Jahres-Regel

Bei Schenkungen können Sie die steuerlichen Freibeträge alle zehn Jahre neu nutzen. Das bedeutet: Haben Sie Ihrem Kind heute 400.000 € steuerfrei übertragen, können Sie ihm nach Ablauf von zehn Jahren erneut 400.000 € steuerfrei schenken. Diese sogenannte “Zehn-Jahres-Regel” ist ein wichtiges Instrument der Steuerplanung.

Die Frist beginnt dabei immer mit dem Tag der Schenkung und endet exakt zehn Jahre später. Beachten Sie: Nur bei Schenkungen gilt diese Regelung – beim Erben steht der Freibetrag nur einmal zur Verfügung.

Ein Kochlöffel ragt aus einer Flasche raus, auf dem Kochlöffel steht in blauer Schrift eine 10 geschrieben.

Steuersatz – wie viel muss meine Steuerklasse zahlen?

Die Höhe der Erbschaftssteuer richtet sich nach zwei Faktoren: dem Wert des Erbes und der Steuerklasse des Empfängers. Je enger das Verwandtschaftsverhältnis, desto niedriger ist der Steuersatz. Auch steigt der Steuersatz mit der Höhe des Erbes progressiv an. Die folgende Tabelle zeigt die geltenden Prozentsätze nach § 19 ErbStG:

Erbschaft in EuroKlasse IKlasse IIKlasse III
bis 75.0007%15%30%
bis 300.00011%20%30%
bis 600.00015%25%30%
bis 6.000.00019%30%30%
bis 13.000.00023%35%50%
bis 26.000.00027%40%50%
über 26.000.00030%43%50%

Die Güterstandsschaukel – was ist das?

Ein besonders effektives steuerliches Gestaltungsinstrument für Ehepaare ist die Güterstandsschaukel. Dabei handelt es sich um einen gezielten, zeitlich begrenzten Wechsel des Güterstands, der erhebliche steuerliche Vorteile bieten kann. Der Ablauf gestaltet sich wie folgt: Sie wechseln zunächst vom gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft in die Gütertrennung und anschließend wieder zurück.

Der steuerliche Vorteil entsteht dadurch, dass der Zugewinnausgleich zwischen Ehepartnern steuerfrei erfolgt. Wird dieser Ausgleich im Rahmen der Güterstandsschaukel gezahlt, verbraucht er keine Freibeträge. Die dadurch erhaltenen Vermögenswerte können Sie anschließend unter Nutzung der persönlichen Freibeträge an Ihre Kinder weitergeben.

Beispiel – Güterstandsschaukel

Hat ein Ehepartner während der Ehe ein Haus im Wert von 800.000 € erworben, kann durch die Güterstandsschaukel die Hälfte des Wertes (400.000 €) steuerfrei auf den anderen Partner übertragen werden.

Beide Partner können dann jeweils ihre Freibeträge für die Übertragung an die Kinder nutzen.

Eine Steuerberaterin macht Berechnungen mit einem Taschenrechner und notiert sich die Ergebnisse auf einem Notizblock.

Wichtig: Die Güterstandsschaukel sollte immer mit fachkundiger rechtlicher und steuerlicher Beratung durchgeführt werden. Die Gestaltung muss sorgfältig geplant und dokumentiert werden, um die steuerlichen Vorteile sicher zu erreichen, ohne dabei die rechtlichen Rahmen zu missachten.

Immobilienübertragung zu Lebzeiten

Ihr Haus zu Lebzeiten zu übertragen bietet Ihnen die Chance, den Generationenwechsel aktiv mitzugestalten. Sie können Ihre Wünsche durchsetzen und potenzielle Konflikte direkt klären. Allerdings ist es essenziell, dabei Ihre eigene Absicherung nicht zu vernachlässigen. Wie Sie die richtige Balance erreichen, erklären wir Ihnen jetzt.

Hinweis

Sie planen die Übertragung Ihres Hauses an die nächste Generation? Mit der kostenlosen Online-Bewertung von Jacasa ermitteln Sie den aktuellen Immobilienwert für Ihre Nachfolgeplanung.

Hier zur kostenlosen Immobilienbewertung

Wohnrecht oder Nießbrauch – die Unterschiede

Ein lebenslanges Wohnrecht gem. § 1093 BGB unterscheidet sich rechtlich vom Nießbrauchrecht. Während das Wohnrecht nur die persönliche Nutzung erlaubt, umfasst der Nießbrauch auch das Recht zur Vermietung. Lassen Sie daher im Übertragungsvertrag folgende Aspekte präzise festhalten:

  • Genauer Umfang Ihres Nutzungsrechts (einzelne Räume oder gesamtes Haus)
  • Kostenübernahme für Instandhaltung und Renovierung
  • Regelungen für einen möglichen Pflegefall oder längere Krankheit
  • Recht zu baulichen Veränderungen (z.B. altersgerechter Umbau)
Eine Seniorin unterschreibt ein Dokument, neben ihr sitzt eine jüngere Frau.

Die grundbuchliche Absicherung dieser Rechte ist dabei unverzichtbar. Denken Sie dabei auch an mögliche Pflegesituationen. Die meisten Experten sind der Meinung, dass auch ein Recht zum behindertengerechten Umbau unbedingt vereinbart werden sollte.

Die Pflichtteilsproblematik beachten

Bei der Übertragung zu Lebzeiten müssen Sie die Rechte aller Pflichtteilsberechtigten berücksichtigen. Diese können unter Umständen auch noch Jahre später Ansprüche geltend machen.

Besonders wichtig: Schenkungen innerhalb der letzten zehn Jahre vor dem Erbfall werden dem Nachlass hinzugerechnet. Daher empfiehlt es sich, frühzeitig Pflichtteilsverzichte mit allen Berechtigten zu vereinbaren.

Achten Sie auch darauf, eventuell vereinbarte Ausgleichszahlungen sorgfältig zu dokumentieren. Eine offene Kommunikation innerhalb der Familie ist dabei der beste Weg, um späteren Streitigkeiten vorzubeugen.

Schutz vor Teilungsversteigerung

Eine besondere Gefahr bei mehreren Eigentümern ist die Zwangsversteigerung auf Antrag eines Miteigentümers. Sie können sich jedoch dagegen schützen, indem Sie detaillierte Nutzungsvereinbarungen für alle Beteiligten und klar definierte Szenarien für einen möglichen Ausstieg vereinbaren.

Viele denken nur an die aktuelle Übertragung, aber ein guter Vertrag regelt auch mögliche Konfliktfälle der Zukunft. Das schafft Sicherheit für die ganze Familie. Björn Kolbmüller Björn Kolbmüller Geschäftsführer

Außerdem können Sie vorab Bewertungsmethoden für Auseinandersetzungsfälle vereinbaren, sowie gegenseitige Vorkaufsrechte mit festgelegten Preisregeln niederschreiben. Ein gut durchdachter Übertragungsvertrag berücksichtigt alle diese Aspekte. Eine notarielle Beratung hilft Ihnen, keine wichtigen Punkte zu übersehen.

Testament und Nachlassvorsorge für Ihre Immobilie

Eine durchdachte Nachlassregelung ist gerade bei Immobilienvermögen besonders wichtig. Neben der reinen Übertragung des Hauses müssen Sie auch regeln, wer künftig Entscheidungen über die Immobilie treffen darf – sei es bei Krankheit oder nach Ihrem Tod.

Das Berliner Testament bei Immobilien – Klassiker mit Tücken

Das Berliner Testament ist bei Hausbesitzern besonders beliebt: Der überlebende Ehepartner erbt zunächst die gesamte Immobilie, die Kinder werden erst nach dessen Tod Eigentümer. Diese Lösung sichert dem überlebenden Partner das gewohnte Zuhause und die volle Entscheidungsfreiheit über die Immobilie.

Der Berliner Fernsehturm von unten fotografiert, im Hintergrund blauer Himmel ohne Wolken.

Allerdings birgt diese Gestaltung bei Häusern erhebliche Nachteile. Gerade bei wertvollen Immobilien sollten Sie Alternativen in Betracht ziehen, denn durch Vermächtnislösungen oder Quotenregelungen können Sie die Freibeträge besser ausschöpfen.

Besonders problematisch ist, dass die hohen Immobilienfreibeträge der Kinder (je 400.000 €) im ersten Erbfall ungenutzt bleiben. Beim zweiten Todesfall kann die Immobilie die Freibeträge dann deutlich übersteigen. Hinzu kommt, dass spätere Entscheidungen über Verkauf oder Vermietung sind durch die Bindungswirkung erschwert sind.

Das Berliner Testament bei einem Familienhaus

Die Ausgangssituation:
Ein Beispiel verdeutlicht die Wirkung des Berliner Testaments: Das Ehepaar Weber besitzt ein Haus im Wert von 800.000 € und hat zwei Kinder.

Die Erbfolge:
Als Herr Weber verstirbt, erbt seine Frau zunächst die gesamte Immobilie. Sie kann weiter darin wohnen oder sie vermieten – die Kinder gehen vorerst leer aus. Erst wenn später auch Frau Weber verstirbt, erben die beiden Kinder das Haus zu gleichen Teilen.

Die steuerliche Folge:
Steuerlich hat diese Regelung einen Nachteil: Die Freibeträge der Kinder bleiben beim ersten Erbfall ungenutzt. Eine Übertragung von je 25 % bereits beim ersten Todesfall könnte hier günstiger sein.

Vorsorgedokumente für die Immobilienverwaltung

Bedenken Sie, dass ein Testament nur den Erbfall regelt. Für die Zeit davor benötigen Sie gegebenengalls folgende weitere Dokumente:

  • Vorsorgevollmacht für Immobilienangelegenheiten (Vermietung, Renovierung, Verkauf)
  • Regelungen zur Kostentragung bei Pflegebedürftigkeit
  • Vollmachten für notwendige Umbaumaßnahmen
  • Verwaltungsvollmachten für Bankkonten zur Immobilienfinanzierung

Denken Sie auch an digitale Zugänge zu Hausverwaltung, Versicherungen und Energieversorgern. Hinterlegen Sie diese Informationen sicher und bestimmen Sie, wer im Notfall darauf zugreifen darf.

Absicherung aller Beteiligten

Die Erfahrung zeigt: Die meisten Erbstreitigkeiten lassen sich durch vorausschauende Planung und offene Kommunikation vermeiden. Ein professionell moderiertes Familiengespräch kann dabei Wunder wirken.

Ein Mann und eine Frau sitzen an einem Tisch, trinken etwas aus Tassen und streiten sich.

Setzen Sie auf einen Mix aus rechtlichen und kommunikativen Maßnahmen. Vereinbaren Sie Mediationsklauseln für den Fall von Streitigkeiten. Diese verpflichten alle Beteiligten, vor einem Gang zum Gericht eine Mediation zu versuchen. Die Benennung eines neutralen Schiedsgutachters für Bewertungsfragen schafft zusätzliche Sicherheit.

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Planung. Beziehen Sie Ihre Familie aktiv ein und spielen Sie gemeinsam verschiedene Szenarien durch. So können potenzielle Konflikte früh erkannt und entschärft werden.

Bauen Sie in Ihre Regelungen angemessene Änderungsvorbehalte ein. Dies ermöglicht Ihnen, auf veränderte Lebensumstände zu reagieren. Prüfen Sie die getroffenen Vereinbarungen regelmäßig auf ihre Aktualität und passen Sie sie bei Bedarf an.

Fazit

Die Übertragung einer Immobilie an die nächste Generation ist eine komplexe Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Die Wahl zwischen Vererbung und Schenkung sowie der richtige Zeitpunkt der Übertragung haben erheblichen Einfluss auf steuerliche und familiäre Aspekte.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer ausgewogenen Strategie. Diese verbindet die optimale Nutzung steuerlicher Freibeträge mit einer fairen Regelung für alle Familienmitglieder. Professionelle Beratung und notarielle Absicherung sind dabei unverzichtbar.

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Planung und beziehen Sie Ihre Familie aktiv ein. Eine offene Kommunikation und klare Vereinbarungen schaffen die Basis für eine erfolgreiche Übertragung, die sowohl Ihre Absicherung als auch den Familienfrieden gewährleistet.

Artikel von
Zeyni Feller
Zeyni Feller ist seit 2022 als erfahrene Online-Redakteurin bei JACASA tätig. Si...
Zeyni Feller ist seit 2022 als erfahrene Online-Redakteurin bei JACASA tätig. Sie bietet fundierte Einblicke und praxisnahe Ratschläge, um Lesern eine verlässliche Orientierung in der Immobilienwelt zu ermöglichen.
Zeyni Feller

Häufige Fragen – Haus vererben

  • Ist es besser, ein Haus zu vererben oder zu verschenken?

    Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile. Die Schenkung ermöglicht steuerliche Vorteile durch mehrfache Nutzung der Freibeträge alle zehn Jahre. Das Vererben bietet hingegen mehr Flexibilität und Kontrolle bis zum Lebensende. Die beste Wahl hängt von Ihrer individuellen Situation ab.

  • Wie kann ich Erbschaftssteuer beim Haus vererben sparen?

    Nutzen Sie die Freibeträge optimal aus: 500.000 € für Ehepartner und 400.000 € pro Kind. Bei höherwertigen Immobilien bietet sich eine schrittweise Übertragung durch Schenkungen an. Auch die Güterstandsschaukel kann erhebliche Steuervorteile bringen.

  • Welche Absicherung brauche ich beim Haus verschenken?

    Ein notariell beurkundeter Übertragungsvertrag sollte Wohnrecht oder Nießbrauch, Pflegevereinbarungen und Rückforderungsklauseln enthalten. Die grundbuchliche Absicherung dieser Rechte ist essenziell für Ihre langfristige Sicherheit.

  • Wie vererbe ich ein Haus gerecht an mehrere Kinder?

    Häufig ist es sinnvoller, das Haus einem Kind zu übertragen und die Geschwister anders zu entschädigen. Ausgleichszahlungen können als Einmalzahlung oder in Raten erfolgen. Berücksichtigen Sie dabei auch Pflegeleistungen und individuelle Lebensumstände.

  • Was ist besser: Handschriftliches oder notarielles Testament?

    Das notarielle Testament bietet trotz höherer Kosten mehr Sicherheit. Es vermeidet Formfehler, wird sicher verwahrt und enthält professionelle Beratung. Bei Immobilien ist diese Investition besonders empfehlenswert.

Sollten Sie Fragen haben, wir sind gern für Sie da
Wann immer Sie bereit sind, stehen Ihnen Immobilienexperten aus allen Bereichen des Lebens zur Verfügung, um Ihre Fragen zu beantworten, Sie über Ihre Möglichkeiten zu informieren und Ihnen zu helfen, fundierte Entscheidungen über Ihr Haus zu treffen.
Jetzt E-Mail schreiben

Disclaimer

Die Informationen, Empfehlungen und juristischen Erläuterungen in unserem Ratgeber stellen ausschließlich unverbindliche Informationen ohne jede Gewähr und Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit dar. Es handelt sich nicht um eine Rechtsberatung im eigentlichen Sinne und kann und soll diese nicht ersetzen. Bei Bedarf empfehlen wir gerne einen geeigneten Rechtsanwalt ([email protected]).